• Grogon@lemmy.world
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    21 hours ago

    Alkohol ist so schlimm.

    Ich habe Jahre meines Lebens verschwendet und mit meinem “Freundeskreis” getrunken ohne Ende. Der einzige gemeinsame Nenner war tatsächlich Alkohol. Hauptsache trinken, egal bei welcher Aktivität. Ob Städte Trip, Brettspiele, einfach so.

    Es ist so tief in unserer Gesellschaft verankert und man merkt erst wie problematisch es ist, wenn man mal in so einem Kreis äußert: “Heute trinke ich nichts” und man sich zwar nicht rechtigen muss, aber möchte, weil im Unterton ein: “Warum nicht?! Bist du verrückt?” mitschwingt.

    Es ist interessant, weil wenn eine komplette Gruppe regelmäßig trinkt und sich sgar Apps runterlädt und ein Wettbewerb daraus macht wer am meisten Bier im Jahr schafft, man selbst glaubt, es sei völlig normal so viel zu trinken und es kann sogar soweit gehen, dass sich manch einer fragt: “Warum schaffe ich nicht so viele Bier?”.

    Wer über 25 ist und viele Bier und Cocktails trinken kann und am nächsten Morgen noch “normal” funktionieren kann hat meiner Meinung nach die Kontrolle über sein Leben verloren und sollte sich mal Gedanken machen. Es ist nichts, worauf man stolz sein kann.

    Die günstigen Preise, die Verfügbarkeit (überall) und die Akzeptanz bzw. teilweise das Erwarten der Gesellschaft zu “trinken” ist nicht gerade vorteilhaft.

    Mache seit einigen Jahren Sport und trinke sehr selten was. Neulich meine alte Freundesgruppe getroffen und ist noch unverändert. Der einzige Unterschied ist: ich sehe aus wie 25, die wie 40.

    • TeutonenThrasher@feddit.org
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      20 minutes ago

      Genauso waren meine letzten Schuljahre auch. Fast jeden Freitag oder Samstag Alhokolexzess bis ans Limit und drüber hinaus. Wenn man mal sagt dass man nichts trinkt wird man angesehen wie ein unbekanntes Wesen aus einer fremden Welt. Da braucht man wirklich Eier aus Stahl. Ständig irgendein Trinkspiel wenn es was zu “feiern” gibt mit “Kleinen Feigling” oder mal zur Abwechslung ganz entspannt einfach nur “Chillen Grillen Kasten killen”. Der Stoff war immer am Start, egal ob hochprozentig oder manchmal nur als Radler-Limette im Sixpack als Hintergrundrausch(en).

      Ich muss da immer an Götz Widmann denken: Nie wieder fand ich die Extase meiner Berentzen-Apfel-Phase. Nur bei mir war es Doppelkorn mit Discounter-Eistee oder Weinbrand mit Cola auf Eis, da bin ich voll auf Sendung gegangen. Das war mein buchstäbliches Kryptonit. Zur Mitte, zur Titte, zum Sack, Zack Zack. Eine Straße, viele Bäume, ja das ist eine Allee. Ein Prosit, ein Prosit der Gemütlichkeit. Ex oder Hurensohn. Eltern haben entweder nichts gesagt oder fanden es gut, dass man nicht immer nur zuhause hockt. Einfach nur eine ganz normale Jugend in einer kleinen Stadt.

      Habe mich regelmäßig mit einem Kumpel im Park getroffen. Wir haben abwechselnd den billigsten Vodka (Uranow) aus der Flasche getrunken, pur. Am Ende war meistens nur ein kleiner Rest übrig. Der Rausch fühlt sich noch nichtmal euphorisch an. Dann mehr tot als lebendig in die Innenstadt gezogen, auf dem Weg dahin vor allen Leuten blamiert. Meistens nach kurzer Zeit aus dem Club geflogen. Ständig und überall Kotze. Bei fremden Leuten das Badezimmer vollgereihert. Ich habe mir so oft die Schuhe vollgekotzt, dass ich mir antrainiert habe beim Kotzen breitbeining zu stehen. Sonntags meistens Kopfschmerzen bis etwa 19 Uhr. Am Montag ging es ganz normal in der Schule weiter, diese Ereignisse wurden in der Freundesgruppe nicht reflektiert, höchstens mit Respekt. “Nie wieder Alkohol”, diesen Satz hätte ich mir am Wochenanfang tätowieren können. Ich werd mich ändern. Und mit jedem Tag bis zum Wochenende wurde dieser Vorsatz kleiner…

      Ständig in Vollsuff alle möglichen Leute angerufen, was mir später unfassbar peinlich war. Vor dem Saufen das Handy auseinander gebaut und die Einzelteile versteckt, damit das nicht wieder passiert. Dann im Suff wieder alles penibel zusammengesetzt und weiter angerufen. Nüchtern bin ich schüchtern, besoffen bin ich offen.

      An Morgen nach meinem 18. Geburtstag aufgewacht mit Sambuca-Kotzresten auf dem ganzen Teppich verteilt, ohne mich an irgendwas zu erinnern. Das ganze Zimmer stank noch wochenlang erbärmlich. Es ist ein Wunder, dass ich nicht im Schlaf erstickt bin. Ich habe mehrfach Filmrisse gehabt wie im Kinofilm, wo meine letzte Erinnerung ein Ereignis knapp nach Mitternacht ist. Ich weiß noch, wie ich auf einem Parkplatz vor einem Club eine Flasche Wodka in der Hand habe. Plötzlich komme ich wieder zu mir, wie ich morgens in aller Herrgottsfrühe am anderen Ende der Stadt die Straße entlanglaufe. Warum ist es auf einmal so hell? Ich habe absolut keine Erinnerung an die letzten 5,6 Stunden meines Lebens. Es ist als ob jemand das Licht ausgeknipst hat, und plötzlich war es wieder da. Be­ängs­ti­genderweise wusste niemand, was in der Zwischenzeit passiert ist oder wo die Hälfte meines Besitzes hin war, oder was ich überhaupt in diesem Teil der Stadt wollte. Ich war einfach auf einmal weg. Da hätte sonst was passieren können. Wenn ich daran denke, läuft mir selbst heute noch ein kalter Schauer über den Rücken. Wieder angekommen, sehe ich im Spiegel eine komplett verbrauchte, entstellte Fresse mit Schnittwunden. Wahrscheinlich habe ich mich mehrfach auf den Boden gelegt. Habe absolut nichts gespürt, als ob mein Schmerzsystem ausgeschaltet wäre.

      Auch die jüngeren Jahrgänge bei uns haben schon mitgemischt. Einmal war die 8. Klasse auf Klassenfahrt. Jemand hat eine Flasche Likör mit ins Zimmer geschmuggelt und sofort bei Ankunft geext. Da ging es dann von der Jugendherberge direkt weiter ins Krankenhaus.

    • SickDuck@feddit.org
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      16 hours ago

      Was ich so erschreckend finde ist, dass die toxikologische Wirkung und sonstige Nebeneffekt wie Darmkrebs immer kleingeredet werden. Andere Drogen wie Cannabis, LSD, etc. sind ja die bösen Drogen aber nicht mein kleines Bier. Oder Aussagen wie ein Glas Wein am Tag hält gesund oder 1 Schnaps nach dem Essen hilft der Verdauung. Das non-plus super ultra das ich gehört habe bezog sich auf eine Blutvergiftung. Da wurde mir gesagt: “Damals sind wir nicht ins Krankenhaus sondern haben einen Schnapsumschlag gemacht”. Da bin ich fast vom Hocker gefallen. Ich hoffe das sich dieser soziale Alkoholismus in dieser oder der nächsten Generation rauswächst. Mit Zigaretten haben wir es fast schon geschafft.