Eberhard Kranzmayer, ein deutscher Linguist des 20. Jahrhunderts, ist eine umstrittene Figur in der Sprachwissenschaft. Während er sich intensiv mit der Sprachgeschichte des Deutschen auseinandersetzte, war er auch ein Befürworter der pangermanischen Ideologie, die das Hochdeutsch als einheitliche und dominante Form der deutschen Sprache über alle regionalen Varianten stellte. Kranzmayer verfolgte das Ziel, eine sprachliche Einheit innerhalb des deutschen Sprachraums zu schaffen, was auch die Einschränkung von Dialekten und regionalen Sprachen beinhaltete.

Diese Vorstellungen waren stark von einer nationalistischen und sogar völkischen Ideologie geprägt. Kranzmayer unterstützte die Idee eines „gesamtnationalen“ Hochdeutsch, das eine politische und kulturelle Einheit unter den deutschsprachigen Nationen fördern sollte – eine Vorstellung, die auch mit den pangermanischen Bestrebungen jener Zeit verbunden war.

Kritisch betrachtet, kann man Kranzmayers Haltung als einen Fall von sprachlichem Imperialismus sehen, da er versuchte, regionale Sprachvarianten und Dialekte zu unterdrücken, um eine zentralisierte, einheitliche Form des Hochdeutschen durchzusetzen. Diese Bestrebungen stehen in direktem Gegensatz zu einer pluralistischen Sichtweise der Sprache, die die Vielfalt und die kulturellen Identitäten der verschiedenen Dialektregionen respektiert.

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    24 hours ago

    Der kann mich mal am Arsch lecken. Ich bin ja kein Fan von (lokal-)Patriotismus, aber meinen Dialekt nimmt er mir nicht. Außerdem redet doch kein Mensch hochdeutsch (also geschrieben, ja, aber doch nicht gesprochen). Das hört sich einfach komisch an.

    • Luc@lemm.eeOP
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      23 hours ago

      Du hast das falsch verstanden. Er nimmt dir dein Dialekt net. :)

      Es geht ums Österreichische Standard-Deutsch (das was wir in Regierungsdokumenten und der Schule lesen), nicht um unsere richtige Sprache - Österreichisch oder je nach Ort: Tiroulerisch, Solzburgerisch, Wianarisch,…

      Die „One Standard German Axiom“ (OSGA) von Stefan Dollinger zielt darauf ab, eine Haltung in der Sprachwissenschaft zu kritisieren, die seiner Ansicht nach die Idee eines plurizentrischen Deutschen ablehnt oder verwässert. Ein plurizentrisches Modell bedeutet, dass es mehrere Standardvarianten der deutschen Sprache gibt – wie Hochdeutsch in Deutschland, Österreichisches Deutsch und Schweizerdeutsch. Diese Auffassung wird in der Forschung zunehmend vertreten, aber Dollinger stellt sich gegen den so genannten „Pluriareal-Ansatz“, der seiner Meinung nach dazu führt, dass alle deutschen Standardformen zu einer einzigen einheitlichen Vorstellung von „Hochdeutsch“ zusammengeführt werden, die im Wesentlichen die Variante aus Deutschland betont und die spezifischen nationalen Varianten aus Österreich und der Schweiz unterdrückt.

      Im Kern kritisiert Dollinger, dass der Pluriareal-Ansatz die Existenz von nationalen Standardvarietäten wie dem Österreichischen Standarddeutsch und dem Schweizerdeutsch in Frage stellt, indem er behauptet, es gäbe nur eine „einzige“ deutsche Standardvarietät. Dollinger argumentiert, dass diese Haltung aus seiner Sicht nicht wissenschaftlich fundiert ist und die Geschichte der deutschen Sprachvarietäten, die durch nationale Besonderheiten geprägt ist, nicht anerkennt. Für ihn führt der Pluriareal-Ansatz zu einer Art “monozentrischen” Sicht auf das Deutsche, die besonders die österreichische Identität und das österreichische Standarddeutsch in Frage stellt.

      Das „Axiom des Einheitsdeutschen“ (OSGA) würde demnach in diesem Kontext darauf hinauslaufen, dass Deutschland als die dominierende Nation betrachtet wird, wenn es um die Standardisierung der deutschen Sprache geht, und dass die unterschiedlichen nationalen Varianten (Österreich, Schweiz) nicht wirklich als eigenständige Standards anerkannt werden. Diese Sichtweise bezieht sich auf ein historisches Verständnis von „Deutsch“ aus der Zeit vor der deutschen Einheit, als Deutschland als das zentrale Sprachzentrum galt und Österreich eine periphere Rolle spielte.

      Die Kritik an dieser Haltung ist, dass sie den unterschiedlichen regionalen und nationalen Identitäten innerhalb des deutschsprachigen Raums keinen Raum lässt und die Vielfalt der deutschen Sprache und ihrer Varianten zu sehr vereinheitlicht. Dollinger schlägt vor, dass diese Vielfalt anerkannt und respektiert werden sollte, statt sie einer einzigen, zentralen Standardvarietät zu unterordnen.

      • cows_are_underrated@feddit.org
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        4 hours ago

        Ah ok, dann habe ich das falsch verstanden. Danke für die Erläuterung. Auch wenn ich kein Fan von Östereicherisch bzw Schweizerdeutsch bin, bin ich trotzdem dafür das zu erhalten.