Genau das ist aber ja der gewünschte Effekt von dynamischen Tarifen, der Nutzer soll möglichst über den Preis dazu gebracht werden, den Stromverbrauch in Zeiten hoher Verfügbarkeit zu legen. Dazu kommt aber auch die gegenteilige Situation, dass der Preis zu anderen Zeiten immens nach oben gehen kann, mehr also doppelt so viel wie normale Tarife sind leicht möglich. Das Risiko tragen die Nutzer dynamischer Tarife genauso wie die Chance auf negative Preise. Realistisch betrachtet, kommen hohe Preise auch öfter vor als negative, und so negativ, dass man sogar was zurückbekommt, ist sowieso extrem selten.
Dabei muss man aber auch aufpassen, das wird nicht alles über den Steuerzahler finanziert, in erster Linie ist das Thema für die Energieerzeuger, die dann ggf. zum Teil subventioniert werden. Eine direkte Subventionierung der negativen Strompreise der Verbraucher findet nicht statt.
Und der Artikel verschweigt, dass die aktuellen Änderungen am EEG für kleinere PV-Anlagen seit März genau diesen Fall abdecken und es keine Einspeisevergütung mehr bei negativen Strompreisen gibt. Den Fall zahlt jetzt also nicht mehr nur der Steuerzahler, sondern auch Neu-PV-Anlagenbesitzer, sofern er den Strom in der Zeit nicht selbst verbrauchen oder speichern kann.
Und zuletzt ist der Zubau an Groß-Speichern geradezu am explodieren, die diese Spitzen ebenfalls abfedern sollen.
Am Ende werden die Lösungen dieses “Problems” den Strompreis über die Zeit angleichen und solche Peaks reduzieren. Im Moment sind wir halt durch den immensen Zubau von PV (bzw. EE im Allgemeinen) und verzögertem Ausbau der Speicher etwas aus dem Gleichgewicht, aber das wird sich in den nächsten Jahren sicherlich wieder geben.
Vielen Dank für die gute Erläuterung der Zusammenhänge. Ehrlicherweise finde ich deinen Kommentar inhaltlich besser als den Artikel.
Wie haben als Individuen und auch als Spezies im letzten Jahrhundert eine enorme Anspruchshaltung entwickelt. Die Windmühlen haben früher auch nur gemahlen wenn der Wind geweht hat. Aber ein Leben mit der Natur innerhalb der planetaren Grenzen kommt uns inzwischen wie eine Zumutung vor. Entweder wir lernen schleunigst neue Demut durch Reflexion, oder halt durch den Schmerz, der durch unsere arrogante Dummheit in den nächsten Jahrzehnten auf uns zurück fallen wird.
Ich denke nicht, dass sich die Anspruchshaltung groß verändert hat. Auch früher haben Menschen z.B. darüber nachgedacht, ob sich 'ne weitere Mühle lohnt, oder sonst nur die meiste Zeit unbenutzt rumsteht und die Kosten nicht wieder reinholt.
Was sich tatsächlich geändert hat ist, dass jetzt eine ganze Industrie existiert, die Geld damit verdient, aber auch wirklich alles negativ zu framen, weil Aufreger und Katastrophenmeldungen besser klicken.
Oder um es am hier erwähnten Beispiel dazustellen: Negative Strompreise sind beabsichtigt, erwartet und gewollt, um wiederrum Anreize für privatwirtschaftlich für Speicheraufbau zu schaffen. Und dass Solarstrom vom Steuerzahler subeventioniert wird, liegt irgendwo zwischen Lüge und Halbwahrheit, denn die Wirklichkeit sind die Regeln längst geändert und die Einspeisevergütung fällt weg, während die Strompreise negativ sind.
Warum also dieser Bericht? Na, weils klickt!
Du gehst vermutlich von einem reinen Endverbraucher aus, der zumindest in bestimmten Grenzen sein Verhalten anpassen kann. Ob die Spülmaschine oder der Wäschetrockner nun abends oder mittags läuft, ist zumindest egal wenn man sich darauf einlassen will.
Bei industriellen Prozessen / Produktion / etc. kannst du aber nicht einfach mal einen Stopp reinhauen, wenn es gerade eben keinen Stromüberschuss gibt. Daher ist hier eine stetige Versorgung mit günstiger Energie elementar wichtig, um den Standort Deutschland attraktiv zu halten. Das sollte man nicht unterschlagen. Andernfalls wird der „Schmerz“ eben sein, dass andere Länder, denen ökologische und soziale Standards völlig egal sind, das Rennen machen. Spätestens wenn es dann Massenarbeitslosigkeit gibt, wird das niemandem mehr bei uns egal sein.
Und auch wenn der Artikel das eher als negativ beschreibt und es in dem Bereich sicherlich auch einen gewissen Nachbesserungsbedarf gibt: Das ist ein wahnsinniger Erfolg. Ich will gar nicht wissen, wie sehr unser Land gerade im Arsch wäre, wenn die erneuerbaren Energien nicht einen erstaunlich großen Anteil des Stroms produzieren würden.
(Und in diesen Zahlen ist übrigens der Eigenverbrauch noch nicht enthalten: Wir haben jetzt seit Mitte April im Endeffekt keinen Strom mehr aus dem Netz bezogen, das läuft alles über die Solaranlage und den Speicher. Das bleibt dann auch bis Oktober jetzt so)
Wir haben jetzt seit Mitte April im Endeffekt keinen Strom mehr aus dem Netz bezogen, das läuft alles über die Solaranlage und den Speicher. Das bleibt dann auch bis Oktober jetzt so
Ist das bei dir eher so ein nice to have oder lohnt sich das auch finanziell? Afaik sind ja gerade die kleinen Anlagen ohne Speicher für Privatpersonen mittlerweile so interessant, weil sie wenig kosten und trotzdem einen guten Teil der Grundlast liefern und sich so schnell amortisieren. Also eher 100% Auslastung der Anlage statt 100% Autarkie. Kann aber auch sein, dass mein Wissen da mittlerweile veraltet ist.
Wir haben auf dem Haus eine größere Solaranlage (13kWp) und die lohnt sich schon. Wir haben das vor einer Weile als es um die Anschaffung ging durchgerechnet und ja, da spart man auf Dauer einiges an Stromkosten. Die genaue Rentabilitätsrechnung ist aber eine Rechnung mit vielen Unbekannten: Du weißt nicht, wie sich der Strompreis entwickelt, du weißt nicht, ob dich doch mal eine Wartung/ein Defekt erwischt und dann kannst du natürlich noch wild rumrechnen, ob irgendein ETF mehr Rendite bringt und dann kommt ein Trump und macht alles kaputt. Als Faustregeln kannst du aber sagen: Eine Solaranlage lohnt sich, wenn die Bedingungen bei dir stimmen. Den ROI hast du aber dann eher in 15-20 Jahren als übermorgen.
Und wenn du Balkonsolar meinst: Das lohnt sich absolut total immer. Bei Mydealz kriegst du teilweise Anlagen für unter 200€ und in manchen Städten kriegst du die dank Förderung dann praktisch geschenkt. Wenn du die passenden Bedingungen hast, mach das dringend.
Genau, ich hatte jetzt eher an die Balkonkraftwerke gedacht, die sich eben durch den geringen Preis schon nach sehr wenigen Jahren rechnen und bei denen man eher keinen Speicher dazukaufen sollte, weil man die meiste Zeit schon alles weg verbraucht.
Aber so eine große Anlage auf lange Sicht hört sich schon cool an.Du meinst Amortisation in 15-20 Jahren oder? Wenn die Anlage dann 30 Jahre Lebenszeit hat, kämst du bei 15 Jahren Amortisation auf eine Rendite von 3.3 % über die 30 Jahre (Als Überschlag ohne Zinsen usw).
Ich denke angesichts von Themen wie hybrider Kriegsführung, Wetterextremen, usw. sollte man auch die Sicherheit nicht unterschätzen, die die Eigenversorgung mit sich bringt.
Es ist doppelt gut: Das eine ist, dass man sich halt deutlich weniger Sorgen um die Strompreise etc. machen muss. Ich hab halt meinen Strom und mit der Einspeisung komme ich am Ende des Jahres sogar mit einem leichten Gewinn raus, auch wenn ich im Winter zukaufen muss. Das gibt eine gerade bitter nötige Sicherheit für die Zukunft und für die Haushaltskasse ist das auch super. Und gleichzeitig ist es natürlich auch nicht verkehrt, wenn man in Zeiten dieser sich zuspitzenden Klimakrise und -debatte ein halbwegs sauberes Gewissen haben kann. Der Strom kommt vom Dach, der Rest ist Ökostrom. Viel Auto fahre ich nicht, mach keine Flugreisen, keine Kreuzfahrten und Heizung kann ich (noch) nicht beeinflussen, aber wenn, dann kommt da eine Wärmepumpe hin. Das sind schon die größten CO2-Brocken, die man so produziert
Du meinst sicher die Balkonkraftwerke, richtig? Die sind so günstig, weil der ganzen Monteurkrams/ Lohnkosten da nicht draufkommen. Reine Materialkosten von Aufdach-PV sind nur 30-40%. Der Rest ist Lohn, Gerüstbau, Elektrokasten.
Balkonkraftwerk ist allerdings auf eigenes Risiko und deswegen Finger weg von Zedure.
Mit den entsprechenden Speichern an großen Anlagen kann man die Peaks ordentlich abfedern. Man muss sie nur bauen.
Großspeicherkapazität steigt gerade exponentiell an.
Ich hab noch nicht wirklich Plan von der ganzen Sache, aber wäre eine Möglichkeit nicht, den überschüssigen Strom in Wasserstoff umzuwandeln und den dann quasi als Speichermedium zu benutzen?
Schau dir mal diesen Vortrag an, der ist wirklich toll und auch unterhaltsam. Und: Danach hast du einen Plan! Das ist immer gut. :)
Danke!
Die
Hydrolyseure[Elektrolyseure] (!) sind derzeit sehr teuer. Damit sie sich überhaupt amortisieren, muss man sie permanent laufen lassen. Insofern wird das aktuell durch wirtschaftliche Erwägungen verhindert.Das hab ich mir schon fast gedacht… andererseits, ist das bei Batteriespeichern in entsprechender Größe nicht auch so? Bzw. wenn nicht, woran liegt es, dass die nicht gebaut werden?
Oh, sie werden mittlerweile gebaut. Die tatsächlichen Ausbauanfragen für Deutschland haben 2024 beispielsweise den von Bloomberg weltweiten projizierten Ausbau für 2030 übertroffen.
Und es wird auch immer günstiger: In China gibt es mittlerweile eine Riesenbatterie, wo die Investitionskosten bei nur 66$/kWh lagen. In Deutschland kostet es das Doppelte, aber auch das funktioniert für viele Anwendungsfälle.
Bis zirka 2023 wurde einspeichern und ausspeichern jeweils beides besteuert, was nicht nur Batteriespeicher sondern auch Pumpkraftwerke unwirtschaftlich gemacht hat. Die meisten Batterien, die davor gebaut wurden, stabilisieren also dezidiert die Netzfrequenz statt wirklich als Speicher zu arbeiten.
Woran liegt es? Die Stromnetzbetreiber genehmigen diese sehr langsam und zäh. Da die Stromnetzbetreiber idR identisch mit Stromproduzenten sind, könnte man eine Absicht vermuten. Eigene Stromspeicher werden recht zügig genehmigt.
Großspeicher mit netzstabilisierender Wirkung werden staatlich vergütet und amortisieren sich idR in 3-5 Jahre. Sind finanziell also sehr attraktiv.
Du kannst die Speicher deutlich mehr wirtschaftlich betreiben. Du machst immer dann einen Gewinn, wenn du Strom günstig einkaufst und so viel mehr teurer verkaufst, dass deine Handelskosten und Netzentgelte gedeckt sind, sowie die Abnutzung, die das Laden und Entladen verursacht. Damit kannst du an “günstigen” und an “teuren” Tagen gleichermaßen Geld verdienen. Ob du für 5 cent/kWh, 10 cent/kWh oder 40 cent/kWh eingekauft hast, ist egal so lange du z.B. für 10, 20 oder 50 cent/kWh verkaufen kannst, weil am Abend die Sonne weg ist.
Bei Elektrolyseuren gibt es derzeit noch keine größeren Anlagen, die flexibel und effizient laufen können. Aber auch mit diesen Anlagen musst du eine Marge machen, die dann mit einem stabilerem Wasserstoffpreis oder für die Übergangszeit noch mit Erdgas konkurriert. D.h. du kannst mit Wasserstoff dann z.B. nur Geld machen, wenn der Strompreis unter 10 cent/kWh liegt.
Ich subventionier lieber Solarstrom als Kohlestrom.
if I recall correctly, in the EEG renewables lose their fixed feed-in premium in case the negative price duration exceeds a certain amount of time.